Sylvia Townsend Warner : Lolly Willowes oder Der liebesvolle Jägersmann

Gespräch und Lesung mit Manuela Reichart

„Lolly Willowes“ ist der zauberhafte Debütroman von Sylvia Townsend Warner. Ihr pikantes Plädoyer für die Freiheit alleinstehender Frauen im England des beginnenden 20. Jahrhunderts ist herrlich schräg, witzig und aufmüpfig und ein Meilenstein nicht nur der feministischen Literatur.

Laura Willowes ist achtundzwanzig, als ihr Vater stirbt und sie in die Obhut ihrer Brüder gerät. Sie gilt als alte Jungfer, da sie nie Lust verspürt hatte, einen ihrer langweiligen Bewerber zu heiraten. Im Haushalt der Brüder wird sie zu Lolly, zur unverheirateten Tante ihrer Nichten und Neffen. Nach zwanzig Jahren der Einschränkungen hat sie diese Rolle allerdings satt und beschließt, sich endlich von allem zu befreien. Sie zieht in den ihr unbekannten, aber auf merkwürdige Weise doch vertrauten Ort Great Mop in die Chiltern Hills. Hier genießt sie glücklich und ungehindert ihr neues Leben, umgeben von lebensklugen und emanzipierten Frauen. Die allerdings alle ein Geheimnis hüten, sie sind, wie sie bald entdeckt … sämtlich Hexen!  Dank eines Paktes mit dem charmanten Teufel, der hier natürlich nicht weit ist, wird Lolly wieder zu Laura Willowes und samt ihrer Katze endlich frei.

„Sie ist knapp hundert Jahre alt und so einzigartig lebendig, als wäre sie frisch erfunden: Lolly Willowes, die Heldin des Debüts der hier nahezu unbekannten Schriftstellerin Sylvia Townsend Warner. Als der Roman 1926 in England erschien, machte er schlagartig Furore, und seine Autorin wurde über Nacht berühmt. Sofort interessiert sich Virginia Woolf, die gerade an ihrem epochemachenden feministischen Essay ‚Ein Zimmer für sich allein‘ schreibt, für die neue Kollegin und den subversiven Stoff, in dem eine Frau sich zur Hexe macht. (…) Mit wunderbar boshaftem Witz durchleuchtet Warner eine saturierte Gesellschaft, in der nur Gattinnen zählen, unverheiratete Frauen zwar gerne in Dienst genommen, dafür aber bevormundet und rundum bemitleidet werden.“ (Deutschlandfunk Kultur, 24.10.2020)

SYLVIA TOWNSEND WARNER, geboren 1893. Ihr Debütroman Lolly Willowes erschien 1926 mit großem Erfolg. Schon 1927 veröffentlichte sie ihren zweiten Roman, Mr. Fortune’s Maggot. Im Laufe ihrer langjährigen Karriere als Schriftstellerin schrieb sie für den New Yorker und veröffentlichte zahlreiche Werke. Ab 1930 lebte sie mit ihrer Partnerin Valentine Ackland zusammen, war zeitweise Mitglied der Kommunistischen Partei und unterstützte das Rote Kreuz während des Spanischen Bürgerkriegs. Sie starb am 1. Mai 1978.

MANUELA REICHART lebt und arbeitet in Berlin als Radioautorin und Radiomoderatorin, Filmemacherin und Herausgeberin. Sie schrieb das Nachwort für den Roman.

 

Sylvia Townsend Warner: Lolly Willowes oder Der liebevolle Jägersmann. Roman, aus dem Englischen von Ann Anders und mit einem Nachwort von Manuela Reichart. Originaltitel: Lolly Willowes; or The Loving Huntsman. 272 Seiten. Dörlemann Verlag 2019

 

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