24. August | 18 Uhr : Ingo Schulze „Zu Gast im Westen“

Seit über dreißig Jahren betrachtet der Westen den Osten. Als Gast im Westen beschreibt Ingo Schulze, dass die Wirklichkeit immer jener Ort ist, der jenseits der Erwartung liegt.
Ein halbes Jahr verbrachte Ingo Schulze von Oktober 2022 bis März 2023 im Ruhrgebiet als »Gast im Westen«. Was ihn interessierte? »Einen Plan hatte ich nicht. Und erst allmählich begann ich meine ›Methode‹ zu erkennen: Wenn mich jemand einlud, bin ich hingegangen. Es gibt wohl kaum ein unsystematischeres Vorgehen. Aber jeder Plan wäre mir nicht weniger willkürlich erschienen.«
So entstanden ganz unterschiedliche Betrachtungen, Porträts, Reportagen – eine Grundschule, in der die Musik die Rolle der Sprache übernimmt, weil zu wenige Kinder Deutsch sprechen; ein Stadionbesuch mit einem Polizeipräsidenten a. D., der nicht mehr das Wort „Clankriminalität“ aussprechen wollte, es aber musste; ein Konzert im Alfried Krupp Saal der Essener Philharmonie führt zur Geschichte der Firma Krupp, zu den längsten Arbeitskämpfen der BRD und zu Europas größtem Binnenhafen; die Ruhe eines Kriegsgräberfriedhofs erscheint nicht mehr selbstverständlich; der Slapstick einer Theateraufführung setzt sich in der Wirklichkeit fort – über allem wabert ein Duft von Döner und Gyros und im Ohr hallen die Gesänge der Fußballfans nach.

Dieser Abend soll gleichzeitig ein besonderer für unseren langjährigen Dorfarzt Rainer Külker werden, der in diesem Herbst in den Ruhestand geht. Rainer Külker und der Autor sind befreundet, und was lag näher, als unserem Dorfarzt mit dieser Lesung ein wenig zu überraschen und für all die Jahre in der Uckermark zu danken. Wir wünschen Ihnen alles Gute, lieber Rainer Külker! 
Gleichzeitig stellt sich unser neuen Dorfarzt Malte Beckenbach vor, der nicht nur Arzt ist, sondern auch viele Jahre für Theater-Aufführungen der Schaubühne in Berlin die Musik schrieb und spielte. Und deshalb sich an diesem Abend schon mal musikalisch vorstellen wird. Herzlich willkommen, lieber Malte Beckenbach!

 

Foto: Jutta Müller-Tamm
Foto: Jutta Müller-Tamm

INGO SCHULZE, geb. 1962 in Dresden, lebt als Schriftsteller in Berlin. Nach einem Studium der Klassischen Philologie und Germanistik arbeitete er als Schauspieldramaturg, bevor er als Journalist und Zeitungsverleger tätig war. Seit 1995 veröffentlicht er sehr erfolgreich Romane und Kurzprosa (u.a. »33 Augenblicke des Glücks«, »Handy. Dreizehn Geschichten in alter Manier«).
Für seine Werke wurde er u.a. mit dem aspekte Literaturpreis (1995), dem Alfred-Döblin-Preis (1995), dem Josepeh-Breitbach-Preis (2001) und dem Preis der Leipziger Buchmesse (2007) ausgezeichnet.

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