AKTUELL 30. September 2023 – 19 Uhr | Thomas Sparr : Paul Celans „Todesfuge“

Paul Celan

Thomas Sparrs bemerkenswertes Buch „Todesfuge – Biographie eines Gedichts. Paul Celan 1920-1970“ erschien 2020 bei DVA. Kein anderes Gedicht hat nach 1945 solche Berühmtheit erlangt wie Celans »Todesfuge«. Die immer wieder zitierte Passage „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“ stammt aus eben jenem Gedicht, das auf erschütternde Weise die Deportation und Ermordung der Juden thermatisiert. Geschrieben hat Paul Celan dieses wohl berühmteste deutsche Gedicht des 20. Jahrhunderts unter dem unmittelbaren Eindruck der Ermordung seiner Eltern durch die Nationalsozialisten. Thomas Sparr zeichnet die Geschichte dieses Gedichts nach. Er erzählt von seiner Entstehung, der zunächst kontroversen Aufnahme in den 1950er Jahren und er berichtet von den Literaten und Künstlern, die sich bis heute davon inspirieren lassen. Dabei wird deutlich, dass das Gedicht auf besondere Weise die Biographie von Paul Celan birgt. Wie kein zweites deutschsprachiges Werk in der Nachkriegszeit setzen diese wenigen Verse eine ganze Epoche ins Bild, sie besitzen eine enorme, bis heute andauernde internationale Wirkungsgeschichte. 

»Sparr … erzählt ein Stück Weltliteratur biografisch und persönlich. Eine imminent wichtige Arbeit, denn die Bilder der ›Todesfuge‹ werden auch kommende Generationen beschäftigen.« (SWR2)

© juergen-bauer.com

THOMAS SPARR, Jahrgang 1956, war nach dem Studium der Literaturwissenschaft und Philosophie in Marburg, Hamburg und Paris von 1986 bis 1989 an der Hebräischen Universität in Jerusalem tätig, anschließend im Deutschen Literaturarchiv in Marbach. Von 1990 bis 1998 leitete er den Jüdischen Verlag, war Cheflektor des Siedler Verlags und arbeitet heute als Editor-at-Large im Suhrkamp Verlag in Berlin. Er ist mit Arbeiten zu Paul Celan hervorgetreten. Zuletzt erschien von ihm »Grunewald im Orient. Das deutsch-jüdische Jerusalem«.

14. Oktober 2023 – 19 Uhr | Christian Steyer und Siegfried Kühn : Die Erdorgel oder wunderbar abgründige Welt

Außer Haus in der Dorfkirche Warnitz !

Wer kennt nicht die DEFA-Filme »Zeit der Störche«, »Wahlverwandtschaften«, »Die Schauspielerin« oder „Die Legende von Paul und Paula“? Siegfried Kühn, Drehbuchautor und Regisseur, und Christian Steyer, Schauspieler, Musiker und Filmkomponist, haben unter anderem an und in diesen Filmen prägend mitgewirkt. Im Film „Der Traum vom Elch“ arbeiteten beide gemeinsam.
An diesem Abend werden sie wiederum unisono auf der Bühne stehen: als Autor, Schauspieler und Orgelvirtuose. 2018 veröffentlichte Siegfried Kühn seinen Roman „Die Erdorgel oder wunderbar abgründige Welt“ – eine zwischen Fiktion und Wirklichkeit angesiedelte Biografie. Aus diesem Buch werden beide lesen und in einem anschliessenden Gespräch Hintergründiges verraten. Dazu spielt Christian Steyer auf der Orgel der Warnitzer Dorfkirche.
Die Geschichte des Haupthelden Friedrich, der die Frauen liebt und erobert und verliert, spannt sich von den vierziger Jahren bis ans Ende der DDR. Alles, was Siegfried Kühn berichtet, verwandelt sich unter seiner Hand in phantastische Geschichten, er nennt sie »Wahrheitsliebende Lügengeschichten«. Er erzählt von der Kindheit in Schlesien, als Friedrich, noch gar nicht geboren, seinen brutalen Großvater kennenlernt und unter dem Schutz der Großmutter das Kriegsende erlebt, dann als Bergwerkslehrling in die geheimnisvolle Welt unter Tage gerät, später das Filmemachen in Moskau studiert und bei der DEFA nicht nur mit eigenwilligen Schauspielern arbeitet, sondern einem Panoptikum von Funktionären begegnet, darunter ein erotomanischer Filmminister, eine giftende Kritikerin, gar der auf seine Weise an Kunstfragen interessierte Staatschef – nur leider schafft es Friedrich nicht, bei ihm für seinen in Ungnade gefallenen Bildhauerfreund, der Marx und Engels kopflos darstellen will, ein Wort einzulegen. Siegfried Kühn erzählt zwischen Fiktion und Wirklichkeit, zwischen Komik und Tragik und lässt in magischen Bildern den Film seines Lebens ablaufen.

„Siegfried Kühn gilt als einer der originellsten und eigenwilligsten deutschen Regisseure. Mit Arbeiten wie Das zweite Leben des Friedrich Wilhelm Georg Platow (1973) oder Die Lügnerin (1992) lieferte er wesentliche Beiträge zum DEFA-Gegenwartsfilm.“ (Akademie der Künste)

„Mit „Die Erdorgel oder Wunderbare abgründige Welt“ tischt der frühere eigenwillige DEFA-Regisseur uns eine autobiografiegetränkte, „wahrheitsliebende Lügengeschichte“ auf, in der er die Welt einmal mehr als groteskes Geschehen beschreibt.“ (Filmmuseum Potsdam)

  SIEGFRIED KÜHN, 1935 in Breslau geboren, studierte Bergbau an der Ingenieurschule in Eisleben und ab 1958 Filmregie, zunächst ein Jahr an der Hochschule für Filmkunst in Postdam-Babelsberg, dann am Moskauer Institut für Kinematografie bei Sergej Gerassimow. Nach seiner Rückkehr arbeitete er als Regieassistent am Deutschen Theater und drehte ab 1967 Spielfilme bei der DEFA. Er führte unter anderem Regie bei »Zeit der Störche«, »Das zweite Leben des Friedrich Wilhelm Georg Platow«, »Wahlverwandtschaften«, »Der Traum vom Elch«, »Die Schauspielerin«. Bei den meisten seiner Filme war er Autor oder Mitautor des Drehbuchs. Seit 1990 schreibt er Drehbücher und literarische Texte. 2018 erschien sein Buch »Die Erdorgel oder Wunderbare abgründige Welt«. Kühn lebt in Groß Jehser (Brandenburg).

CHRISTIAN STEYER, geboren 1946 im Vogtland, studierte Musik in Leipzig und Schauspiel in Berlin, wirkte in über 50 Film- und Fernsehproduktionen mit und komponierte Musiken für zahlreiche Filme und Hörspiele. Er lehrt an der Hochschule für Musik, arbeitet als Chorleiter (Berliner Solistenchor) und lebt als freischaffender Schauspieler, Komponist und Pianist in Berlin und Brandenburg. 

VORSCHAU 2023/2024 :

11. November | 19 Uhr (Außer Haus im Huberhof Seehausen)   :   Lesung des Fontane-Literaturpreisträgers 2023 Matthias Nawrat „Gebete für meine Vorfahren“ (Gedichte)

18. November | 19 Uhr   :   Menschenkunde, Sÿstemrelevanz und Lumpenïntelligenz Continua – ein Abend in Text, Gespräch, Ton und Video für Andreas Koziol (1957-2023) und Bert Papenfuß (1956-2023)

2. Dezember | 19 Uhr   :   Theresia Prammer – Nach meinem Tod zu veröffentlichen. Pier Paolo Pasolini

13. Januar | 19 Uhr   :   Manuela Reichart stellt die amerikanische Autorin Willa Cather vor, die im Dezember 2023 ihren 150. Geburtstag gefeiert hätte (geb. 1873 Winchester – gest.1947 New York City)

5. August 2023 – 19 Uhr | Ulrich Koch : Dies ist nur der Auszug aus einem viel kürzeren Text

Mit wärmsten Worten empfahl der Büchnerpreisträger Arnold Stadler schon in den Neunziger Jahren einen noch unbekannten Dichter namens Koch dem österreichischen Residenzverlag. Trotz Stadlers Referenz und reichlichen Gedichtveröffentlichungen blieb der 1966 in Winsen an der Luhe geborene Ulrich Koch über die Jahre hinweg im deutschsprachigen Raum wenig bekannt. Ja, der vielbeschäftigte Geschäftsführer einer Zeitarbeitsfirma, der „nebenbei“ Gedichtband für Gedichtband schreibt, ist fast bis heute ein zuverlässiger Geheimtipp. „5. August 2023 – 19 Uhr | Ulrich Koch : Dies ist nur der Auszug aus einem viel kürzeren Text“ weiterlesen

1. Juli 2023 – 19 Uhr | Ernest Wichner : Heute Mai und morgen du

In Heute Mai und morgen du zieht der Dichter, Übersetzer und langjährige Leiter des Literaturhauses Berlin Ernest Wichner durch Zeiten, Landschaften und Freundschaften: zu Oskar Pastior, Gellu Naum, der Nobelpreisträgerin Herta Müller, alle drei wichtige Vertreter rumänisch-deutscher Lyrik, oder zu Thomas Kling. Auch hat er schon mal Heinrich Heine auf dem Anrufbeantworter.

Ernest Wichner, 1952 im rumänischen Banat als Teil einer deutschen Minderheit geboren, wuchs zweisprachig auf. Seine Gedichte schreibt er jedoch in seiner Muttersprache Deutsch.
„Als Ernest Wichner 1975 von Rumänien in die Bundesrepublik übersiedelte, hatte er vieles im Gepäck: eine Muttersprache, zahlreiche Dichter, die ihn prägten, und nicht zuletzt die Erkenntnis, gerade noch dem Schlimmsten entkommen zu sein. Denn während mit ihm befreundete Autoren wie Rolf Bossert grausame Erfahrungen mit dem berüchtigten Geheimdienst der „1. Juli 2023 – 19 Uhr | Ernest Wichner : Heute Mai und morgen du“ weiterlesen

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