AKTUELL: 19. Oktober | 19 Uhr : Nicole Henneberg „Gabriele Tergit. Zur Freundschaft begabt“

A U S S E R   H A U S :
D o r f k i r c h e  W a r n i t z !

Hochaktuell sind die Porträts und Reiseberichte von Gabriele Tergit, die sie in den 1930er Jahren schrieb und die jetzt unter dem Titel „Reise nach Haifa“ von Nicole Henneberg herausgegeben wurden.  1933 muss die Berlinerin aus Deutschland fliehen und gelangt über Tschechien nach Palästina. Schreibend bahnt sie sich ihren Weg durch das Völkergewimmel in Jerusalem, Haifa und Tel Aviv und erlebt ein Land im Aufbruch. In teils erstmals veröffentlichten Porträts und Reiseschilderungen vermittelt sie ein sinnliches Bild von der ungeheuren Vielfalt Palästinas in den 1930er Jahren, lange vor der Staatsgründung Israels. Zusammen mit den faszinierenden Fotos aus dem Archiv Abraham Pisarek schildern Tergits Geschichten eine Welt, in der manche Hoffnung zerbrach und doch vieles möglich schien. Erstmals um neunzehn ursprünglich von der Autorin für den Band vorgesehene Texte aus dem Nachlass erweitert, gewährt „Im Schnellzug nach Haifa“ einen ganz neuen Einblick in die Entstehung des heutigen Israels. »Wer die blutigen Konflikte der Gegenwart zwischen dem israelischen Staat und den Palästinensern verstehen will, der sollte, nein, der muss dieses Buch lesen. Denn es legt die politischen und kulturellen Wurzeln schon lange vor der Gründung des Staates Israel 1948 frei«, schreibt die Frankfurter Rundschau.

Wer war Gabriele Tergit, der zu Lebzeiten der literarische Erfolg verwehrt wurde und die heute als große wiederent­deckte jüdische Autorin gefeiert wird? Mit ihren so politisch mutigen wie journalistisch brillanten Gerichtsreportagen er­regte sie in der Weimarer Republik Aufsehen. Tergit war nicht nur eine couragierte Journalistin, sondern vor allem eine leidenschaftliche Schriftstellerin, die über ihr Leben und ihre Zeit berichten wollte. Das tat sie in drei großen Roma­nen, am bekanntesten davon ist „Effingers. Sie wurde von den Nationalsozialisten gehasst, entging in der Nacht des 4. November 1933 nur knapp einer Verhaftung und musste fliehen. Doch auch im Exil, erst in Palästina, später in Lon­don, blieb sie Optimistin und baute sich mit viel Energie ein neues Leben auf.

Nicole Henneberg ist die Herausgeberin des Werkes von Gabriele Tergit, das die Romane „Effingers“, „Der erste Zug nach Berlin“, „So war’s eben“, „Käsebier erobert den Kurfürstendamm“, die Erinnerungen „Etwas Seltenes überhaupt“ und die Gerichtsreportagen „Vom Frühling und von der Einsamkeit“ umfaßt.
In ihrer die Herausgabe ergänzenden Biografie über Gabriele Tergit „Zur Freundschaft begabt“ zeichnet Nicole Henneberg auf Grundlage von Hunderten von Briefen der Autorin, die glücklicherweise bis heute erhalten sind, die Biographie dieser beeindruckenden Frau nach. Ihr Buch ist die erste umfassende Biographie über die große wiederentdeckte jüdische Schriftstellerin.

 

»Eine bessere Interpretin von Leben und Werk der vergessenen Autorin kann man sich nicht wünschen. Mit Empathie und beeindruckender Präzision zeichnet sie die Spuren einer Schriftstellerin nach, der längst historische und literarische Gerechtigkeit – wenn es die denn gibt – hätte widerfahren müssen.« (FAZ)

»Nicole Hennebergs Biografie der Schriftstellerin Gabriele Tergit ist ein Lehrstück darüber, wie fragil Freiheit ist und was Heimatverlust bedeutet.« (Frankfurter Rundschau)

»Nicole Hennebergs gut lesbares Buch über Gabriele Tergit ist eine Zeitreise durch ein anderes Deutschland, durch die Länder des Exils und durch den ganzen literarischen Kosmos der Tergit.« (Nürnberger Nachrichten)

»Gabriele Tergit gilt heute als bedeutende und in den Nachkriegsjahren des letzten Jahrhunderts zu Unrecht vergessene Romanautorin.« (SWR2)

»Tergit schreibt leicht, musikalisch, mit einem guten Gehör dafür, wie die Leute so reden, und einem feinen, zutiefst humanistischen Witz.« (Die Zeit )

 

NICOLE HENNEBERG, geboren 1955 in Hof, studierte Komparatistik und Philosophie in Berlin und Paris. Sie schreibt als freie Autorin und Literaturkritikerin für Zeitungen und Zeitschriften, unter anderem für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und den Berliner Tagesspiegel. Sie ist Herausgeberin der Werke von Gabriele Tergit. 2024 erschien ihre große Biographie Zur Freundschaft begabt.

VORSCHAU 2024 :

19. Oktober (Dorfkirche Warnitz) | 19 Uhr   :   Nicole Henneberg „Gabriele Tergit. Zur Freundschaft begabt“

2. November | 19 Uhr  :  Maximilian Steinbeis „Die verwundbare Demokratie. Strategien gegen die populistische Übernahme“. Gesprächspartner:  Frederik Bewer, ehemaliger Bürgermeister von Angermünde

9. November | 19 Uhr   :  Christian Lehnert „Opus 8“ und „Das Haus und das Lamm“

23. November | 19 Uhr   :   Ruth Johanna Benrath „Mutter haben. Eine Familiengeschichte im Schatten der deutschen Teilung“

7. Dezember | 19 Uhr   :   Gregor Dotzauer „Schläft ein Lied in allen Dingen. Über Musik, Moment und Erinnerung“

 

 

 

 

28. September | 19 Uhr : Katja Lange-Müller „Unser Ole“

Drei von ihren Müttern nicht geliebte Frauen,  ein kognitiv beeinträchtigter Junge und ein unerwarteter Tod. Katja Lange-Müller gelingt mit diesem Kammerspiel ein literarisches Wunderwerk.

Die einst bildschöne Ida ist vom Leben, den Männern und sich selbst enttäuscht. Um nicht völlig zu verarmen, arbeitet sie gelegentlich als Model bei Seniorinnenmodenschauen. Als Ida die Wohnung verliert, lockt ihre neue Freundin Elvira sie in ihr Landhaus. Elvira braucht Hilfe bei der Betreuung ihres Enkels Ole, einem unberechenbaren, spätpubertierenden Hünen, von ihr abwechselnd schikaniert und verwöhnt. Den Kontakt zu Oles Mutter, ihrer Tochter, hatte sie abgebrochen und fürchtet doch nichts mehr als die Einsamkeit. Eines Morgens verschwindet Ole und Mutter Manuela, die ihren

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24. August | 18 Uhr : Ingo Schulze „Zu Gast im Westen“

Seit über dreißig Jahren betrachtet der Westen den Osten. Als Gast im Westen beschreibt Ingo Schulze, dass die Wirklichkeit immer jener Ort ist, der jenseits der Erwartung liegt.
Ein halbes Jahr verbrachte Ingo Schulze von Oktober 2022 bis März 2023 im Ruhrgebiet als »Gast im Westen«. Was ihn interessierte? »Einen Plan hatte ich nicht. Und erst allmählich begann ich meine ›Methode‹ zu erkennen: Wenn mich jemand einlud, bin ich hingegangen. Es gibt wohl kaum ein unsystematischeres Vorgehen. Aber jeder Plan wäre mir nicht weniger willkürlich erschienen.«
So entstanden ganz unterschiedliche Betrachtungen, Porträts, Reportagen – eine Grundschule, in der die Musik die Rolle der Sprache übernimmt, weil zu wenige Kinder Deutsch sprechen; ein Stadionbesuch mit einem Polizeipräsidenten a. D., der nicht mehr das Wort „24. August | 18 Uhr : Ingo Schulze „Zu Gast im Westen““ weiterlesen

13. Juli | 19 Uhr : Martin Gross + Karl Schlögel „Ein Winter in Jakuschevsk“

Der Journalist und Germanist Martin Gross versuchte über viele Jahre hinweg, Kooperationen zwischen Universitäten in der EU und Russland anzubahnen. Er knüpfte Kontakte und organisierte Austauschs- wie Besuchsprogramme. In seinem ak­tuellen Roman „Ein Winter in Jakuschevsk“ berichtet er über das Scheitern seiner Projekte. Das Buch wurde durch den rus­sischen Über­fall auf die Ukraine in tragischer Weise zu einem Buch der Stunde. Teilnehmend und mitfühlend schildert Martin Gross den sibirischen Alltag der krisengeplagten Bevölkerung, die sich immer wieder durchbeißt, Not­lösungen organisiert, Kränkungen einsteckt, Ansprüche und Träume auf­ge­ben muss. Er erzählt von Verzweiflung und Galgenhumor, von Of­fenheit und Argwohn – und von der Liebe, die ihn auch in Sibirien findet. Aus der politisch scheiternden Ost-West-Partnerschaft wächst eine tiefe Zuneigung zu den Menschen, die ihn begleiten. Eine Mitmenschlichkeit, wie wir sie in den aktuellen Zeiten der Grausamkeit so dringend benötigen, um nicht der Blindheit des Krieges und „13. Juli | 19 Uhr : Martin Gross + Karl Schlögel „Ein Winter in Jakuschevsk““ weiterlesen

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