A U S S E R H A U S :
D o r f k i r c h e W a r n i t z !
Hochaktuell sind die Porträts und Reiseberichte von Gabriele Tergit, die sie in den 1930er Jahren schrieb und die jetzt unter dem Titel „Reise nach Haifa“ von Nicole Henneberg herausgegeben wurden. 1933 muss die Berlinerin aus Deutschland fliehen und gelangt über Tschechien nach Palästina. Schreibend bahnt sie sich ihren Weg durch das Völkergewimmel in Jerusalem, Haifa und Tel Aviv und erlebt ein Land im Aufbruch. In teils erstmals veröffentlichten Porträts und Reiseschilderungen vermittelt sie ein sinnliches Bild von der ungeheuren Vielfalt Palästinas in den 1930er Jahren, lange vor der Staatsgründung Israels. Zusammen mit den faszinierenden Fotos aus dem Archiv Abraham Pisarek schildern Tergits Geschichten eine Welt, in der manche Hoffnung zerbrach und doch vieles möglich schien. Erstmals um neunzehn ursprünglich von der
Autorin für den Band vorgesehene Texte aus dem Nachlass erweitert, gewährt „Im Schnellzug nach Haifa“ einen ganz neuen Einblick in die Entstehung des heutigen Israels. »Wer die blutigen Konflikte der Gegenwart zwischen dem israelischen Staat und den Palästinensern verstehen will, der sollte, nein, der muss dieses Buch lesen. Denn es legt die politischen und kulturellen Wurzeln schon lange vor der Gründung des Staates Israel 1948 frei«, schreibt die Frankfurter Rundschau.
Wer war Gabriele Tergit, der zu Lebzeiten der literarische Erfolg verwehrt wurde und die heute als große wiederentdeckte jüdische Autorin gefeiert wird? Mit ihren so politisch mutigen wie journalistisch brillanten Gerichtsreportagen erregte sie in der Weimarer Republik Aufsehen. Tergit war nicht nur eine couragierte Journalistin, sondern vor allem eine leidenschaftliche Schriftstellerin, die über ihr Leben und ihre Zeit berichten wollte. Das tat sie in drei großen Romanen, am bekanntesten davon ist „Effingers„. Sie wurde von den Nationalsozialisten gehasst, entging in der Nacht des 4. November 1933 nur knapp einer Verhaftung und musste fliehen. Doch auch im Exil, erst in Palästina, später in London, blieb sie Optimistin und baute sich mit viel Energie ein neues Leben auf.
Nicole Henneberg ist die Herausgeberin des Werkes von Gabriele Tergit, das die Romane „Effingers“, „Der erste Zug nach Berlin“, „So war’s eben“, „Käsebier erobert den Kurfürstendamm“, die Erinnerungen „Etwas Seltenes überhaupt“ und die Gerichtsreportagen „Vom Frühling und von der Einsamkeit“ umfaßt.
In ihrer die Herausgabe ergänzenden Biografie über Gabriele Tergit „Zur Freundschaft begabt“ zeichnet Nicole Henneberg auf Grundlage von Hunderten von Briefen der Autorin, die glücklicherweise bis heute erhalten sind, die Biographie dieser beeindruckenden Frau nach. Ihr Buch ist die erste umfassende Biographie über die große wiederentdeckte jüdische Schriftstellerin.
»Eine bessere Interpretin von Leben und Werk der vergessenen Autorin kann man sich nicht wünschen. Mit Empathie und beeindruckender Präzision zeichnet sie die Spuren einer Schriftstellerin nach, der längst historische und literarische Gerechtigkeit – wenn es die denn gibt – hätte widerfahren müssen.« (FAZ)
»Nicole Hennebergs Biografie der Schriftstellerin Gabriele Tergit ist ein Lehrstück darüber, wie fragil Freiheit ist und was Heimatverlust bedeutet.« (Frankfurter Rundschau)
»Nicole Hennebergs gut lesbares Buch über Gabriele Tergit ist eine Zeitreise durch ein anderes Deutschland, durch die Länder des Exils und durch den ganzen literarischen Kosmos der Tergit.« (Nürnberger Nachrichten)
NICOLE HENNEBERG, geboren 1955 in Hof, studierte Komparatistik und Philosophie in Berlin und Paris. Sie schreibt als freie Autorin und Literaturkritikerin für Zeitungen und Zeitschriften, unter anderem für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und den Berliner Tagesspiegel. Sie ist Herausgeberin der Werke von Gabriele Tergit. 2024 erschien ihre große Biographie Zur Freundschaft begabt.
»Gabriele Tergit gilt heute als bedeutende und in den Nachkriegsjahren des letzten Jahrhunderts zu Unrecht vergessene Romanautorin.« (SWR2)
»Tergit schreibt leicht, musikalisch, mit einem guten Gehör dafür, wie die Leute so reden, und einem feinen, zutiefst humanistischen Witz.« (Die Zeit )