Rosemarie Bovier : Heimat ist das, wovon die anderen reden

Gespräch mit Rosemarie Bovier und Lesung

Teil 1 :

Teil 2 :

Eine Geschichte von Flucht und Vertreibung – und von den Schwierigkeiten der Integration.

1949 bezogen zwanzig donauschwäbische Familien aus dem Dorf Brestowatz in der Batschka im heutigen Serbien eine Barackensiedlung im hessischen Obersuhl. Die Familien waren 1944 vor der heranrückenden Sowjetarmee geflohen und fanden hier eine vorläufige Bleibe. Obwohl sie sich selbst als Deutsche verstanden, kamen sie nach Deutschland in die Fremde. Abgeschottet von ihrer Umgebung ließen sie ihre mitgebrachte Lebensweise wieder aufleben.
In dieser Brestowatzer Welt in Obersuhl wuchs Rosemarie Bovier von ihrem 3. bis zu ihrem 12. Lebensjahr auf. Im Spannungsfeld zwischen der Heimat der Familie (derhom) und dem neuen Zuhause (dohaus), zwischen den Erzählungen der Bewohner und den Erfahrungen außerhalb der Siedlung erzählt die Autorin ihre Geschichte der Integration.
Sie berichtet von einer Heimat, die sie selbst nur aus zweiter Hand kennenlernt, und von einer verdrängten Wahrheit: Nach und nach wird sichtbar, dass die enge Verstrickung vieler Brestowatzer mit dem NS-Regime und die Täterschaft des eigenen Vaters als SS-Mann in dieser erzählten Heimat unterschlagen wurden.

ROSEMARIE BOVIER wurde 1947 in Obersuhl (Hessen) geboren. Nach dem Studium der Germanistik und Geografie in Frankfurt am Main unterrichtete sie an Gymnasien in Bad Hersfeld, Wolfenbüttel und Wolfsburg. Daneben war sie als Fachberaterin bei der Bezirksregierung in Braunschweig tätig. Heute lebt sie in Wolfenbüttel und in Warnitz/ Uckermark.

Rosemarie Bovier :  Heimat ist das, wovon die anderen reden. Kindheitserinnerungen einer Vertriebenen der zweiten Generation. 160 S., 32 Abb., Wallstein Verlag, Göttingen 2020.

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