13. August 2022 um 19 Uhr | Heike Behrend: Menschwerdung eines Affen

Ihre erste Feldforschung führt die Ethnologin Heike Behrend Ende der Siebzigerjahre in die keniani­schen Tugenberge. Mitte der Achtzigerjahre begibt sie sich auf die Spuren der Holy­-Spirit­-Bewegung im Norden Ugandas. Während der Aids-­Epidemie arbeitet sie über die katholische Kirche in Westuganda. Und schließlich erforscht sie an der kenianischen Küste die lokalen Praktiken von Straßen­fotografen und Fotostudios.
In Afrika werden ihr die wenig schmeichelhaften Namen »Affe«, »Närrin« oder »Kannibale« gegeben. Sie fragt sich, auf welche kolo­niale Geschichte diese Bezeichnungen hinweisen und welche Kritik sie an ihrer Person und Arbeit üben.
In ihrem Buch „Menschwerdung eines Affen“ berichtet Heike Behrend von dem, was in den herkömmlichen Ethnografien meist ausgeschlossen wird: unheroische Verstrickungen, kulturelle Missverständnisse, Konflikte, Fehlleistungen und Situationen des Scheiterns in der Fremde. Sie erzählt nicht nur von vier ethnografischen Forschungen in Kenia und Uganda, sondern reflektiert gleichzeitig die Geschichte der Ethnologie –  mitsamt den Veränderungen eines Machtgefüges zwischen Forschenden und Erforschten, die sie am eigenen Leib erfährt.
Das Buch „Menschwerdung eines Affen“ wurde mit dem Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sachbuch 2020 ausgezeichnet.

»Ihre Empathie für die Menschen in Ostafrika, mit denen [Behrend] über Jahre oder gar Jahrzehnte interagiert, und nicht zuletzt der ehrliche, fast schonungslose Blick auf sich selbst machen aus dieser Forschungsautobiografie ein zutiefst humanes Buch.«
(Der Falter, Österreich)

MODERATION : Michi Knecht

HEIKE BEHREND, in Stralsund geboren, studierte Ethnologie und Religionswissenschaft in München, Wien und Berlin in den politisch bewegten Sechzigerjah­ren. Sie arbeitete ethnografisch vor allem in Ostafrika und unterrichtete an verschiedenen Universitäten im In- und Ausland. Sie lebt in Berlin.

MICHI KNECHT ist Professorin und Geschäftsführende Direktorin am Institut für Ethnologie und Kulturwissenschaft der Universität Bremen. Sie lebt in Berlin und Melzow.

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