30. Juli 2022 um 18 Uhr | Norbert Hummelt : 1922. Wunderjahr der Worte

 

Aufbruch in die Moderne. 1922 ist ein Jahr von unglaublicher schöpferischer Energie: ein Wunderjahr der modernen Literatur. Eine Fülle literarischer Werke erscheint, die den Gang der Weltliteratur verändern. In Paris wartet James Joyce voller Ungeduld auf die ersten Exemplare seines »Ulysses«. Virginia Woolf ist in London dabei, sich ihren eigenen Raum zu erschreiben. Rainer Maria Rilke vollendet, was er einst auf Schloss Duino begonnen hat. Katherine Mansfield steckt ihre ganze Kraft in ihre Short Stories. Und im englischen Seebad Margate findet T.S. Eliot radikale Töne für das widersprüchliche Lebensgefühl des noch jungen 20. Jahrhunderts. Quer durch Europa begleitet Norbert Hummelt diese Autoren und Autorinnen durch ein aufregendes Schaffensjahr und fängt dabei die spannungsgeladene politische Stimmung der Zeit ein.

„Nicht zu kurz kommen die historisch-politischen Ereignisse des Jahres 1922. Im Südosten Europas bekämpfen, vertreiben und massakrieren sich die Griechen und Türken. Smyrna brennt. In Italien ergreift Mussolini die Macht, in der Sowjetunion wird Stalin Generalsekretär der KPdSU. In Deutschland nimmt die Inflation Fahrt auf. Und die Ermordung des Außenministers Walther Rathenau erschüttert das Land wie keines der bisher 300 politischen Attentate nach 1918. Die Zerrüttung der Zeit schreibt sich den literarischen Werken ein, im Aufbrechen der Formen und in einer dunklen Bildsprache, die oft als splitterhafte Spiegelung alter Mythen zu lesen ist.“
(Wolfgang Schneider, Deutschlandfunk Kultur)
 
NORBERT HUMMELT wurde 1962 in Neuss geboren und lebt als freier Schriftsteller in Berlin. Für sein lyrisches Gesamtwerk wurde er 2021 mit dem Rainer-Malkowski-Preis ausgezeichnet. Zuvor hatte er u.a. den Hölty-Preis für Lyrik, den Rolf-Dieter-Brinkmann-Preis, den Mondseer Lyrikpreis sowie den Niederrheinischen Literaturpreis erhalten. Er übertrug T.S. Eliots Gedichtzyklen „Das öde Land“ und „Vier Quartette“ neu ins Deutsche und ist Herausgeber der Gedichte von W.B. Yeats. Bei Luchterhand erschienen zuletzt seine Gedichtbände »Fegefeuer« und »Sonnengesang«
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