AUSSER HAUS im Seehotel Huberhof / 17291 Seehausen, Dorfstr. 49 *
„Wie kein anderer jüngerer Gegenwartsautor literarisiert Matthias Nawrat die deutsch-polnische Beziehungsgeschichte und -gegenwart, die insbesondere das Land Brandenburg prägt. Nach Romanen wie ‚Die vielen Tode unseres Opas Jurek‘ oder ‚Der traurige Gast‘ erscheint sein Gedichtband ‘Gebete für meine Vorfahren‘ wie ein lyrisches Kondensat seines Schreibens, das Landschaften, Mentalitäten und Geschichte(n) diesseits und jenseits der Oder erkundet.“ So stellt der Juryvorsitzende Dr. Iwan-Michelangelo D‘Aprile den diesjährigen Fontanepreisträger Matthias Nawrat vor. Nawrats Gedichte sprechen von den Vergessenen der Geschichte und von denjenigen unserer Zeit. Sie sind konkret verortet in Berlin, Opole, Hyderabad oder Kabul und sind Fahrten durch Landschaften und das in ihnen verborgene Wissen. Sie handeln von einer Kindheit in Polen, von Flucht und von Heimatlosigkeit. Sie befragen die europäische Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts und die der globalisierten Gegenwart.
Der Fontane-Literaturpreis wurde erstmals von 1913-22 vergeben, u.a. an Annette Kolb, Leonhard Frank, Carl Sternheim und Alfred Döblin. Nach 1949 gab es zwei Fontane-Preise: Den West-Berliner Preis erhielten u.a. Peter Huchel, Uwe Johnson, Arno Schmidt, Günter Grass, Wolf Biermann und Wolfgang Hilbig. Den Preis des DDR-Bezirks Potsdam erhielten u.a. Christa Wolf und Helga Schütz. 1994 wurde der Fontane-Literaturpreis von Fontanes Geburtsstadt Neuruppin neu gestiftet, seit 2010 wird er alle zwei Jahre vergeben und seit dem Fontane-Jahr 2019 gemeinsam mit dem Land Brandenburg. Der Preis ist mit 40.000 Euro dotiert, gezahlt als zweijähriges Arbeits-Stipendium. Preisträger waren seit der Neustiftung u.a. Friedrich Christian Delius, Christoph Ransmayr, Josef Bierbichler und 2021 Judith Zander.
„Das menschliche Ringen zwischen Ego und Empathie, die Suche nach einer Identität zwischen Herkunft und Zukunft, der Zweifel an der Sprache in Zeiten von Gewalt – das sind die Themen von Matthias Nawrats literarischem Schaffen. Das sind Themen, die große Literatur ausmachen.“
(Brandenburgs Kulturministerin Dr. Manja Schüle)
MATTHIAS NAWRAT, geboren 1979 im polnischen Opole, emigrierte als Zehnjähriger mit seiner Familie nach Bamberg. Er studierte Biologie in Heidelberg und Freiburg im Breisgau, danach Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel/Bienne. Er arbeitete als freier Wissenschaftsjournalist. Seit 2012 lebt er als freier Schriftsteller in Berlin. Er veröffentlichte Erzählungen, Essays, ein Tagebuch und die Romane Wir zwei allein (2012), Unternehmer (2014), Die vielen Tode unseres Opas Jurek (2015), Der traurige Gast (2019) und Reise nach Maine (2021). Seine Romane waren u.a. für den Deutschen Buchpreis und den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert, er erhielt 2020 den Literaturpreis der Europäischen Union. Zuletzt erschien der Gedichtband „Gebete für meine Vorfahren“ (2022), ausgezeichnet mit dem Fontane-Literaturpreis der Stadt Neuruppin.
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