Vor 45 Jahren drehte Volker Koepp „Grüße aus Sarmatien“, inspiriert vom ersten Gedichtband Johannes Bobrowskis, „Sarmatische Zeit“ (1961). Seitdem ist der Regisseur immer wieder in jene Landschaft zurückgekehrt. Sarmatien, antikes Reich zwischen Weichsel, Wolga, Ostsee und Schwarzem Meer, aber auch das Traumland des Dichters Bobrowski, „in dem alle Völker und Religionen Platz fänden, hätte nicht die Geschichte alles eins ums andere Mal umgepflügt“. Einst die Mitte Europas, nun aus unserem Blick nahezu verschwunden.
Vor zwei Jahren, zum 100. Geburtstag Bobrowskis, der 1965 in Ostberlin starb, hat sich Koepp erneut auf dessen biografische Spuren begeben. Er ist nach Tilsit gereist, ins heute russische Sowjetsk, wo der Dichter 1917 geboren wurde, weiter nach Königsberg/Kaliningrad, wo Bobrowski das Gymnasium besuchte, und in den litauischen Teil des Memel-Deltas, das den jugendlichen Schriftsteller inspirierte wie kein anderer Ort. Koepp hat sich mit Menschen getroffen, die ihm ihre eigenen Lebensgeschichten erzählen, und mit Kennern von Bobrowskis Werk. Immer wieder streut er zudem Erinnerungen aus seinen früheren Filmen ein. „Wiederkehr“ wird so zum jüngsten Teil einer großen filmischen Suchbewegung, die sich immer wieder aktualisiert – und zum berührenden Zeugnis von Koepps lebenslanger Verbundenheit mit Bobrowksis Lyrik.
Stimmen zum Buch „Nachkrieg…“ :
„Der erste Satz dieses bemerkenswert unordentlichen Buches: ‚Ich komme aus diesen Trümmern.‘ Es sind nicht nur die Trümmer Ostpreußens … Es sind die Trümmer der Erinnerung und Erzählungen, die zwar einen ‚Chor der Stimmen‘ bilden, nie aber einen harmonischen, gleichklingenden. Die Trümmermusik, die bleibt, so zitiert dieses Buch die Dichterin Herta Müller, ist ‚eine Musik der Trostlosigkeit, die Halt gibt auf schmalstem Grat‘. … Ob es für ihn so etwas wie Heimat überhaupt gebe, wird Liedtke einmal gefragt: ‚Ich denke, eher nicht. Aber so etwas wie Identität, wie Zugehörigkeit.‘ Diese jedoch gibt es nicht als Besitz, sondern in Trümmern.“ (Berliner Zeitung)
Es ist ein Buch über „die ‚Ortlosigkeit“ einer globalen Welt, und es weiß dabei um den schmalen politischen Grat, auf den es sich begibt. (…) Allein die Namen der Ortschaften (Kermuschienen, Riesenkirch, Beynuhnen) erzeugen einen Sog, wie bei Johannes Bobrowski, auch einem Ostpreußen. Und mit den erzählten Personen (Fritz von Farenheid, Otto Krüger, Alfred und Helmut Steinke) geht man als Leser zusehends eine eigene Verwandtschaft ein. Die Literatur als Heimat, davon handelt dieses Buch.“ (Frankfurter Rundschau)