Was Sie immer schon über Lyrik wissen wollten, sich aber nie zu fragen getrauten? An diesem Abend dürfen Sie es tun! Zwei renommierte Kenner des Metiers antworten in Vers und Gespräch. Der Dichter Urs Allemann wird aus neuen Texten lesen und – gemeinsam mit Michael Braun – aus der von Braun 2018 edierten Lyrik-Anthologie „Aus Mangel an Beweisen“. Beide unterhalten sich leidenschaftlich und gern kontroVERS – so auch an diesem Abend.
Der Dichter und Poesie-Performer Urs Allemann schaut genau und voller Zweifel auf die Sprache und empfindet mitunter „ein ganz starkes Derealisierungsgefühl“. Und zwar immer dann, wenn Sprache zu instrumentellen Zwecken dienstbar gemacht und zur Verbreitung wohlfeiler „Statements“ genutzt wird, so wie es tagtäglich in Politik oder Wirtschaft geschieht. Sobald sich also eine solche „Behauptung“ einstellt, muss es der Dichter unterlaufen, dementieren, durch poetische Störmanöver in Frage stellen. Wie liest sich das im Gedicht, was hat das für Konsequenzen für das Schreiben?
Der Lyrikkritiker Michael Braun gilt als einer der intensivsten Kenner der deutschsprachigen Dichtung. Er hat zahlreiche Anthologien herausgegeben, arbeitet in renommieren Jurys und als Moderator großer Lyrikfestivals. Lyrik ist für ihn keine romantisch verklärte Sache nach einem ergreifenden Sonnenuntergang. Lyrik ist mehr, sie kann im besten Fall über die Sprache und ihren Gebrauch in einer Gesellschaft aufklären, sie kann wacher und sensibler machen. Der österreichische Dichter Ernst Jandl fasste kurz und knapp zusammen: „Die Rache der Sprache ist das Gedicht.“
Urs Allemann, 1948 in Schlieren bei Zürich geboren, leitete von 1986 bis 2005 das literarische Feuilleton der Basler Zeitung. Er gewann 1991 beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb und erhielt 2014 den Schweizer Literaturpreis. Heute lebt Urs Allemann als freier Schriftsteller und Poesie-Performer in Goslar.
Michael Braun, 1958 geboren, Literaturkritiker und Herausgeber zahlreicher Gedichtanthologien und Essaysammlungen. Er schreibt für Zeitungen, Zeitschriften und für den Rundfunk. 2018 erhielt er den Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik. Michael Braun lebt in Heidelberg.