Adina Schejbal wuchs als letzter Teenager ihres Dorfs im tschechischen Riesengebirge auf. Bei einem Sprachkurs in Berlin lernt sie die Fotografin Rickie kennen, die ihr ein Praktikum in einem neu entstehenden Kulturhaus in der Uckermark vermittelt. Nach einem sexuellen Übergriff durch einen westdeutschen Kulturpolitiker strandet Adina nach einer Irrfahrt durch halb Europa in Helsinki. Dort wird Leonides, ein estnischer Politikwissenschaftler und Abgeordneter der EU, zunächst zu ihrem Halt. Während er sich für die Menschenrechte stark macht, sucht Adina einen Ausweg aus dem inneren Exil. »Blaue Frau« erzählt aufwühlend vom Ringen einer jungen Frau um persönliche Integrität – unterwegs zwischen Tschechien und Finnland, Estland und Deutschland. In ihren Erfahrungen spiegeln sich auch die jüngsten Machtverhältnisse zwischen Ost- und Westeuropa. „In einer tastenden Erzählbewegung gelingt es Antje Rávik Strubel, das eigentlich Unaussprechliche einer traumatischen Erfahrung zur Sprache zu bringen.“
(Aus der Jurybegründung des Deutschen Buchpreises)
„… souverän wie die Dramaturgie ihres Romans beherrscht Antje Rávik Strubel ihr Personal. Ihr gelingen einprägsame Figuren: Der stolze Leonides, die manipulative Berliner Fotografin Rickie, der hoffärtige Stein, der abgründige Bengel und schließlich die Lichtgestalt Kristiina, eine sensible Aktivistin und Parlamentsabgeordnete, die sich auf Wehrhaftigkeit versteht.“
(Süddeutsche Zeitung)
ANTJE RÁVIK STRUBEL erhielt für ihre Romane, Erzählungen und Essays zahlreiche Preise, u.a. wurde sie mit einem Stipendium in die Villa Aurora in Los Angeles eingeladen und war Writer in residence 2012 am Helsinki Collegium for Advanced Studies. Ihr Roman »Blaue Frau« wurde mit dem Deutschen Buchpreis 2021 ausgezeichnet. Im Juli 2022 erschien der Essay-Band »Es hört nie auf, dass man etwas sagen muss«. Sie übersetzt aus dem Englischen und Schwedischen u.a. Joan Didion, Lena Andersson, Lucia Berlin und Virginia Woolf. Antje Rávik Strubel lebt in Potsdam.