Was paßt besser zu einer Lesung in einem alten Bahnhof als Geschichten vom Unterwegssein, von Menschen, von unverhofften Reisebekanntschaften. Manuela Reichart gab ihrem Buch den Titel „Schon wieder Verspätung!“ – damit ist die Bahn als unerwarteter Begegnungs- und Handlungsort angekündigt. Die Autorin gehört zu jenen Menschen, die viel und gerne reisen und dies mit offenen Ohren und Augen.
„Auf Reisen kommt man manchmal mit Fremden ins Gespräch, die plötzlich unerwartet offen plaudern. Von Familienzwisten oder Affären berichten, eigene Fehler oder unerfüllte Sehnsüchte einräumen.
In ihrem Buch ‚Schon wieder Verspätung‘ hat Manuela Reichart solche Geschichten aufgeschrieben. ‚Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass man weiß, da sitzt jemand, der kennt mich nicht‘, sagte Reichart im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur. ‚Es ist vielleicht eine Möglichkeit, etwas loszuwerden, was man aus seiner Lebensgeschichte gerne loswerden wollte‘. Einiges habe sie dazu erfunden, so die Autorin. Aber: ‚Die absurdesten Geschichten stimmen.‘ Die Kurzgeschichte ist dafür die beste Form, findet Reichart. Es begeistere sie, ‚dass man in einer kurzen Geschichte ein Leben aufscheinen lassen kann‘. Und vielleicht gelinge es nach der Lektüre dieser kleinen Essenzen aus Lebensgeschichten auch ‚danach ein bisschen mehr zu schauen auf die Menschen, die einem begegnen‘.“ (Deutschlandfunk Kultur)
MANUELA REICHART, am Rhein geboren, an der Spree aufgewachsen, dort früh dem Kino, etwas später dem Theater verfallen – und der Literatur, der auch das Studium galt. Lange im und für das Fernsehen gearbeitet (ZDF & WDR), dort mehr als ein Jahrzehnt eine Büchersendung moderiert, diverse Feature gedreht; Autorin, Literaturkritikerin, Herausgeberin, Radioautorin, Radiomoderatorin – die Liebe zum Radio überstrahlt alles, denn nur hier findet Sigmund Freuds Satz seine Erfüllung „Wenn jemand spricht, wird es hell“. Sie lebt in Berlin und Grünheide.