Der Journalist und Germanist Martin Gross versuchte über viele Jahre hinweg, Kooperationen zwischen Universitäten in der EU und Russland anzubahnen. Er knüpfte Kontakte und organisierte Austauschs- wie Besuchsprogramme. In seinem aktuellen Roman „Ein Winter in Jakuschevsk“ berichtet er über das Scheitern seiner Projekte. Das Buch wurde durch den russischen Überfall auf die Ukraine in tragischer Weise zu einem Buch der Stunde. Teilnehmend und mitfühlend schildert Martin Gross den sibirischen Alltag der krisengeplagten Bevölkerung, die sich immer wieder durchbeißt, Notlösungen organisiert, Kränkungen einsteckt, Ansprüche und Träume aufgeben muss. Er erzählt von Verzweiflung und Galgenhumor, von Offenheit und Argwohn – und von der Liebe, die ihn auch in Sibirien findet. Aus der politisch scheiternden Ost-West-Partnerschaft wächst eine tiefe Zuneigung zu den Menschen, die ihn begleiten. Eine Mitmenschlichkeit, wie wir sie in den aktuellen Zeiten der Grausamkeit so dringend benötigen, um nicht der Blindheit des Krieges und den Verallgemeinerungen von „Freund“ und „Feind“ zu erliegen.
MARTIN GROSS, geboren 1952 im Landkreis Calw, studierte Germanistik an der FU Berlin und war dort von 1981-91 Lehrbeauftragter, bevor er freier Mitarbeiter verschiedener Feuilletons wurde. Fast zwanzig Jahre lang organisierte er internationale wissenschaftliche Projekte mit russischen und indischen Partnern, zahlreiche Aufenthalte in Sibirien. Wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Universitäten Lüneburg, Hannover und Köln.Seit 2015 engagiert sich Martin Gross in der Flüchtlingshilfe.

KARL SCHLÖGEL, Jahrgang 1948, hat an der Freien Universität Berlin, in Moskau und Leningrad Philosophie, Soziologie, Osteuropäische Geschichte und Slawistik studiert. Bis 2013 lehrte er als Professor für Osteuropäische Geschichte an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder. 2016 erhielt er für „Terror und Traum“ (Hanser, 2008) den Preis des Historischen Kollegs. Er publizierte zahlreiche Bücher, darunter „Der Duft der Imperien“ (2020), „Entscheidung in Kiew. Ukrainische Lektionen“ (2022) und „American Matrix“ (2023). Karl Schlögel lebt in Berlin und in der Uckermark.
