Die amerikanische Autorin Grace Paley (1922-2007) ist sowohl für ihre feministischen Short Stories als auch für ihren politischen Aktivismus bekannt.
Als reinen Glücksfall bezeichnete Grace Paley das Erscheinen ihres ersten Erzählungsbands Die kleinen Widrigkeiten des Lebens im Jahr 1959. Bis zum Beginn der amerikanischen Frauen-, Friedens- und Bürgerrechtsbewegung hatte die selbstbewusste New Yorker Hausfrau und Mutter ausschließlich Gedichte geschrieben. Aber dann habe sie ihr Gehör für die Geschichten ihrer Mitmenschen entdeckt, beschrieb Paley den Wechsel zu dem Genre, für das sie berühmt wurde. Diese Erfahrungen gibt sie mit ihrem ganz eigenen, von der Sprache der jüdisch-osteuropäischen Einwanderer gefärbten Ton wieder: im Sound ihrer Generation, in schlagfertigen Wortwechseln und Szenen urbanen Lebens.
Nicht minder selbstbewußt agierte sie politisch. Bei der legendären 48. PEN-Konferenz 1986 in New York sprachen 117 Teilnehmer, darunter nur 16 Frauen. PEN-Präsident Norman Mailer meinte, nur wirkliche Schriftsteller dürften reden und zudem sei das Thema des Kongresses intellektuell – dafür käme nur Susan Sonntag in Frage. Daraufhin ergriff Grace Paley das Wort. Zweihundert Schriftstellerinnen unterschrieben nach ihrer Rede eine Petition gegen den PEN und verlangten ihr Rederecht.
Manuela Reichart stellt anlässlich des 100. Geburtstages von Grace Paley die Autorin und ihr Werk vor.
»Zu entdecken ist eine hierzulande noch weitgehend unbekannte, großartige Erzählerin, die im Stakkato kurz geschnittener Sätze expressive Erzähltableaus entfaltet. Great stuff!«
Christine Hamel, Bayerischer Rundfunk
»Endlich kommt die große alte Dame der amerikanischen Short-Story, Grace Paley, auch bei uns zu Ehren, dem Schöffling Verlag sei Dank.«
Gabriele von Arnim, Die Welt
»Es ist nicht nur traurig, es ist sehr ungerecht, dass Paley nicht so berühmt ist wie Philip Roth. Sie spielt literarisch in der allerhöchsten Liga.«
Bernadette Conrad, Schweizer Radio SRF
»Sie gehört zu jener seltenen Gattung von Schriftstellern mit einer Stimme, wie niemand sonst sie hat: komisch, traurig, bescheiden, energisch, genau.»
Susan Sontag
»Wörter gebraucht sie nicht einfach; sie lässt sie steigen wie einen Drachen, zucken wie einen Angelhaken.«
Uwe Johnson
»Grace Paley ist unbestechlich. Scheinbar mühelos durchstößt sie die Konvention, ignoriert das Urteil der Welt.«
Christa Wolf
»Wie ein gutes Gedicht lässt sich eine Geschichte von Grace Paley nicht umschreiben.«
Joyce Carol Oates
»Schreiben und politisches Engagement gehörten bei ihr immer untrennbar zusammen, eine ungeheuer integre Autorin.«
The Times
GRACE PALEY, geboren 1922 als Tochter russisch-jüdischer Einwanderer in New York, war neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit in der Friedens-, Frauen- und Bürgerrechtsbewegung aktiv. Sie veröffentlichte zahlreiche Shortstorys und Gedichtbände und erhielt mehrere bedeutende Auszeichnungen und Preise für ihr Lebenswerk, das vollständig in Neuübersetzungen bei Schöffling & Co. erscheint. Grace Paley starb 2007 in Vermont.
MANUELA REICHART lebt und arbeitet in Berlin und in der Uckermark als Radioautorin, Radiomoderatorin und Herausgeberin.