Echo Tschechien 2022: Ahoj! hiess es in diesem Jahr zur Leipziger Buchmesse. Tschechien war als Gastland eingeladen, seine Literatur vorzustellen. Auch wenn die Messe nicht stattfand, so doch Lesungen in Leipzig.
Kathrin Janka, Übersetzerin aus dem Tschechischen, wird nun dieses Echo bis nach Warnitz verlängern. Sie gibt für uns einen kleinen Einblick in die tschechische Literatur und stellt Autoren aus Gegenwart und Vergangenheit vor, darunter der soeben erschienene Roman von Josef Jedlička „Auf unsres Lebens halbem Wege“.
Nachts, in einem zugigen Neubau, schreibt der Erzähler in desolater Gestimmtheit an seinen ungeborenen Sohn. Experimentell, poetisch und melancholisch erzählt er nicht die eine Geschichte, sondern viele: vom Verlust seiner Hoffnungen auf Aufbruch und Freiheit, vom Ende seiner großen Liebe. Unterdessen wacht ein Ex-Polizist über den Vorgarten und das Treiben seiner Nachbarn, die sich um eine ergatterte Waschmaschine prügeln.… Der radikaleText, entstanden 1954–1957, ist avantgardistische Textcollage, Zeitdokument und Reflexion, zwischen Realismus und Traum, Depression und sardonischem Gelächter, durchsetzt mit derber Umgangssprache wie mit Bezügen zur Weltliteratur – von Dante, über Karel Hynek Mácha bis Lautréamont. 1969 legte Suhrkamp Jedličkas subversives Werk vor – nach der von der Zensur gekürzten Erstausgabe von 1966. Kathrin Janka hat es nach dem unzensierten Original neu übersetzt.
KATHRIN JANKA, geboren 1969 in Freiburg/Breisgau, studierte Slawistik, Osteuropäische Geschichte, Germanistik und Allgemeine Vergleichende Literaturwissenschaften an der FU Berlin, an der Karlsuniversität Prag und in Potsdam. Sie ist freie Übersetzerin von Prosa, Drama, Poesie, wissenschaftlicher Literatur und von Filmen sowie Lektorin und Literaturvermittlerin. Kathrin Janka lebt in Berlin und in der Uckermark.