AUSSER HAUS in der Dorfkirche Warnitz !
Wer kennt nicht die DEFA-Filme »Zeit der Störche«, »Wahlverwandtschaften«, »Die Schauspielerin« oder „Die Legende von Paul und Paula“? Siegfried Kühn, Drehbuchautor und Regisseur, und Christian Steyer, Schauspieler, Musiker und Filmkomponist, haben unter anderem an und in diesen Filmen prägend mitgewirkt. Im Film „Der Traum vom Elch“ arbeiteten beide gemeinsam.
An diesem Abend werden sie wiederum unisono auf der Bühne stehen: als Autor, Schauspieler und Orgelvirtuose. 2018 veröffentlichte Siegfried Kühn seinen Roman „Die Erdorgel oder wunderbar abgründige Welt“ – eine zwischen Fiktion und Wirklichkeit angesiedelte Biografie. Aus diesem Buch werden beide lesen und in einem anschliessenden Gespräch Hintergründiges verraten. Dazu spielt Christian Steyer auf der Orgel der Warnitzer Dorfkirche.
Die Geschichte des Haupthelden Friedrich, der die Frauen liebt und erobert und verliert, spannt sich von den vierziger Jahren bis ans Ende der DDR. Alles, was Siegfried Kühn berichtet, verwandelt sich unter seiner Hand in phantastische Geschichten, er nennt sie »Wahrheitsliebende Lügengeschichten«. Er erzählt von der Kindheit in Schlesien, als Friedrich, noch gar nicht geboren, seinen brutalen Großvater kennenlernt und unter dem Schutz der Großmutter das Kriegsende erlebt, dann als Bergwerkslehrling in die geheimnisvolle Welt unter Tage gerät, später das Filmemachen in Moskau studiert und bei der DEFA nicht nur mit eigenwilligen Schauspielern arbeitet, sondern einem Panoptikum von Funktionären begegnet, darunter ein erotomanischer Filmminister, eine giftende Kritikerin, gar der auf seine Weise an Kunstfragen interessierte Staatschef – nur leider schafft es Friedrich nicht, bei ihm für seinen in Ungnade gefallenen Bildhauerfreund, der Marx und Engels kopflos darstellen will, ein Wort einzulegen. Siegfried Kühn erzählt zwischen Fiktion und Wirklichkeit, zwischen Komik und Tragik und lässt in magischen Bildern den Film seines Lebens ablaufen.
„Siegfried Kühn gilt als einer der originellsten und eigenwilligsten deutschen Regisseure. Mit Arbeiten wie Das zweite Leben des Friedrich Wilhelm Georg Platow (1973) oder Die Lügnerin (1992) lieferte er wesentliche Beiträge zum DEFA-Gegenwartsfilm.“ (Akademie der Künste)
„Mit „Die Erdorgel oder Wunderbare abgründige Welt“ tischt der frühere eigenwillige DEFA-Regisseur uns eine autobiografiegetränkte, „wahrheitsliebende Lügengeschichte“ auf, in der er die Welt einmal mehr als groteskes Geschehen beschreibt.“ (Filmmuseum Potsdam)
SIEGFRIED KÜHN, 1935 in Breslau geboren, studierte Bergbau an der Ingenieurschule in Eisleben und ab 1958 Filmregie, zunächst ein Jahr an der Hochschule für Filmkunst in Postdam-Babelsberg, dann am Moskauer Institut für Kinematografie bei Sergej Gerassimow. Nach seiner Rückkehr arbeitete er als Regieassistent am Deutschen Theater und drehte ab 1967 Spielfilme bei der DEFA. Er führte unter anderem Regie bei »Zeit der Störche«, »Das zweite Leben des Friedrich Wilhelm Georg Platow«, »Wahlverwandtschaften«, »Der Traum vom Elch«, »Die Schauspielerin«. Bei den meisten seiner Filme war er Autor oder Mitautor des Drehbuchs. Seit 1990 schreibt er Drehbücher und literarische Texte. 2018 erschien sein Buch »Die Erdorgel oder Wunderbare abgründige Welt«. Kühn lebt in Groß Jehser (Brandenburg).
CHRISTIAN STEYER, geboren 1946 im Vogtland, studierte Musik in Leipzig und Schauspiel in Berlin, wirkte in über 50 Film- und Fernsehproduktionen mit und komponierte Musiken für zahlreiche Filme und Hörspiele. Er lehrt an der Hochschule für Musik, arbeitet als Chorleiter (Berliner Solistenchor) und lebt als freischaffender Schauspieler, Komponist und Pianist in Berlin und Brandenburg.