Lesung und Gespräch mit Jan Wagner
Eine Reise durch die junge Lyrik Europas – von Albanien bis Zypern. Herausgegeben von Büchner-Preisträger Jan Wagner und Federico Italiano
Die Poesie lebt – doch die ungeheure Vielfalt der Dichter aller Sprachen, aller Länder von Albanien bis Zypern ist nahezu unbekannt. So ist es höchste Zeit für eine neue, aufregende Bestandaufnahme: Nach den legendären Vorgängern „Museum der modernen Poesie“ von Hans Magnus Enzensberger (1960) und „Atlas der neuen Poesie“ von Joachim Sartorius (1995) machen sich Jan Wagner und Federico Italiano auf eine faszinierende Reise. Die „Grand Tour“ durch die junge Lyrik Europas gibt poetischen Proviant für Jahre: Unbekanntes, Überraschendes und Unerhörtes – in Original und Übersetzung. Eine Entdeckungsreise für wache Geister.
„Im Jahr der Europa-Wahl haben die Dichter und Übersetzer Jan Wagner und Federico Italiano sieben atemberaubende Reisen kreuz und quer über den Kontinent gemacht – und zwar durch seine poetischen Landschaften.
Entstanden ist so das umfassendste Lyrik-Kompendium, das je zusammengestellt wurde, mit Stimmen aus der Ukraine, Spanien, Russland und der Türkei, mit Übersetzungen aus dem Samischen ebenso wie aus dem Hebräischen oder Englischen. Ein epochales Werk.“ (Deutschlandfunk)
„Babel und die mit ihm einhergehende Sprachverwirrung wurde von Gott als ein Fluch verhängt: So erzählt es die Bibel. Es ist gewiss der Fluch des politischen Europa. Englisch ist die Sprache der Welt, aber keineswegs diejenige Europas, und nach dem Brexit weniger denn je. Die zwei größten Sprachen, Deutsch und Französisch, werden als hegemonial beargwöhnt, nicht ganz zu Unrecht. Doch wenn man die nächstgrößeren, Italienisch und Spanisch, ebenfalls als offizielle Hauptsprachen zulässt, warum dann nicht Polnisch? Oder Rumänisch, Niederländisch, Portugiesisch, zuletzt Maltesisch und Gälisch? Bei 26 nationalen Sprachen ergeben sich Hunderte Sprachenpaare, es muss vom Lettischen ins Griechische, vom Kroatischen ins Finnische gedolmetscht werden: ein bürokratischer Albtraum, selbst nach EU-Maßstäben.
Nun treten die Dichter Frederico Italiano und Jan Wagner mit einer Anthologie die Flucht nach vorn an: Sie begrüßt das europäische Babel ausdrücklich. Wie herrlich ist es, dass dieser kleine Kontinent, dieser bloße Wurmfortsatz Asiens, so viele Sprachen beherbergt – und dass es in allen Dichter und Dichterinnen gibt! Der Band heißt ‚Grand Tour – Reisen durch die junge Lyrik Europas‘. Grand Tour, das war einmal etwas für den adligen Nachwuchs, der sich an den französischen und italienischen Höfen seinen Schliff holte. Heute kann sich, dank Interrail und Flixbus, jede Studentin Entsprechendes leisten. Reisen ist, was es nie zuvor war, demokratisch geworden. Und von diesem demokratischen Ideal lässt sich dieses Buch leiten.“ (Burkhard Müller, Süddeutsche Zeitung)
JAN WAGNER, 1971 in Hamburg geboren, lebt in Berlin und in der Uckermark. 2001 erschien sein erster Gedichtband „Probebohrung im Himmel“. Es folgten „Guerickes Sperling“ (2004), „Achtzehn Pasteten“ (2007), „Australien“ (2010), “ Die Eulenhasser in den Hallenhäusern“ (2012) und der Sammelband “ Selbstporträt mit Bienenschwarm“ (2016). Zuletzt erschien der Essayband “ Der verschlossene Raum“ (2017). Für seinen Gedichtband “ Regentonnenvariationen“ (2014) gewann er 2015 den Preis der Leipziger Buchmesse, 2017 wurde er mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.
Grand Tour. Reisen durch die junge Lyrik Europas. Herausgegeben von Jan Wagner und Federico Italiano. 584 Seiten, Hanser Verlag 2020