6. Dezember | 19 Uhr : Simon Strauß – In der Nähe

„In der Nähe. Vom politischen Wert einer ostdeutschen Sehnsucht“ heißt das neue Buch von Simon Strauß. Seit Januar 2024 war er immer wieder in Prenzlau, sprach mit dem Bürgermeister, Vertretern von AfD und Linken, der Pfarrerin, besuchte die Bundeswehrkaserne, fuhr mit der Polizei Streife – kurz, er tauchte ein in den Mikrokosmos der brandenburgischen Kleinstadt. Zunächst entstand aus dem Material ein Podcast, nun ist aus den Podcasts wiederum ein Buch entstanden.
Am Beispiel von Prenzlau erkundet Simon Strauß,  wie eine  Gemeinschaft gelingen kann, wann sie scheitert und welche politische Bedeutung es hat, in der Nähe zu sein. Denn wir leben in Zeiten der Entfernung. Die politischen Lager, die großen Machtblöcke der Welt, die Stadt vom Land – alles entfernt sich voneinander. Umso wichtiger wird der Blick aus der Nähe. Wo ist im Zeichen medial befeuerter Selbstgerechtigkeit noch Gemeinschaft machbar, erlebbar? Simon Strauß sucht in vielen Gesprächen mögliche Antworten zu finden. Dabei helfen ihm eigene Erfahrungen. Die Uckermark ist ihm seit frühester Kindheit, seitdem seine Eltern die Uckermark entdeckten und 1993 ein Haus bauten, ein Zuhause geworden. Erst als Erwachsener begriff er, dass es zwischen Ost und West und ihrer jeweiligen Geschichte beträchtliche Differenzen gibt. Heute pendelt er zwischen der Großstadt Frankfurt/ Main, wo er als Redakteur der FAZ arbeitet, und jenem kleinen Dorf nahe Prenzlau, wo er mit seiner Familie lebt. Vielleicht bietet gerade eine Stadt wie Prenzlau, kleiner als eine Metropole und größer als ein Dorf, die notwendigen Antworten? Denn hier begegnen sich die Menschen als Gegenüber, hier müssen Konflikte ausgetragen und Kompromisse gefunden werden. Hier lernt man die Demokratie noch einmal neu kennen. Zu seinem Buch sagt Simon Strauß, es „ist kein Buch über Prenzlau geworden, aber ein Buch, das von Prenzlau aus auf Deutschland schaut“.

»Die Wahrheit ist immer konkret, aber nie einfach. Simon Strauß gelingt mit seinem sehr persönlichen Buch eine exemplarische Erzählung über ostdeutsche und gesamtdeutsche Lebensverhältnisse seit 1945.« (Dirk Oschmann)

»Simon Strauß macht hier Ernst mit der Erkenntnis, dass Gesellschaft immer vor Ort passiert. Das gilt erst Recht für Ostdeutschland. Wer wissen will, wie hier die Menschen ihre Gesellschaft machen, muss dieses Buch lesen.« (Heinz Bude)

 

Foto: Max Goedecke Photography

SIMON STRAUß, geboren 1988, studierte Altertumswissenschaften und Geschichte in Basel, Poitiers und Cambridge. Er ist Mitgründer der Gruppe »Arbeit an Europa«. 2017 promovierte er an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er lebt in Berlin und der Uckermark, ist Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Zuletzt erschienen von ihm Sieben Nächte (2017),  Römische Tage (2019) und Zu Zweit (2023).

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