27. September 2025 | 19 Uhr: „Alles DICHTERLÜGEN! Ein Festival imaginärer DichterInnen“ mit JAN WAGNER und ULF STOLTERFOHT

Große Erfindungen - die Schreibfeder (Zeichnung: H.J. Uthke)
Große Erfindungen – die Schreibfeder (Zeichnung: H.J. Uthke)

Man könnte meinen, erfundene Dichter sind eine Seltenheit. Aber weit gefehlt. Es gibt diese nie gelebt habenden Gestalten mit ihren imaginären Werken, seitdem die Literatur existiert. Diese gefakten Dichter sind inzwischen so zahlreich, dass man mit ihren Werken und Büchern eine ganze Bibliothek füllen könnte.
Der antike griechische Philosophe Platon schloss in seinem Werk Politeia (Der Staat) die Dichter grundsätzlich von diesem aus. Der Grund war, sie würden Lügen verbreiten. Platon hatte insofern recht, denn sie erschaffen mit ihren Werken ja tatsächlich Fiktionen. Hamlet, Effi Briest, Doktor Schiwago, der alte Mann (aber nicht das Meer), Gesine Cresspahl – sie alle haben nie gelebt und existieren dennoch. 
Wir aber gehen an diesem Abend noch einen Schritt weiter und stellen nicht nur erfundene literarische Helden, sondern sogar erfundene Dichter vor. Von Fernando Pessoa über Thomas Chatterton, James Macperson, Kurt Tucholsky, Lars Gustafsson, Franz Joseph Czernin – sie alle schufen heimlich Dichter und Dichterinnen, die nie existierten, aber dennoch verlegt wurden. 
Wir haben zwei poetische Fakespezialisten, Jan Wagner und Ulf Stolterfoht, eingeladen, aus ihrer heimlichen Werkstatt zu erzählen und dazu noch weitere Beispiele aus dieser (eigentlich nicht vorhandenen) Weltliteratur mitzubringen. Haben Sie schon einmal von Rowley, Ossian, Ern Malley, Dan Vulcanescu oder Sören Wuttke gehört?  Oder den neun schwäbischen Dichtern aus der Gaststätte Brettschneider? Oder gar von den Eulenhassern aus den Hallenhäusern? Einmal ganz abgesehen von Alberto Caeiro, Ricardo Reis, Álvaro de Campos und Bernardo Soares, den Pseudonymen von Fernando Pessoa oder von Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger und Ignaz Wrobel, den Pseudonymen von Kurt Tucholsky…
Da könnte man als Leser tatsächlich schon einmal den Überblick verlieren. Jan Wagner und Ulf Stolterfoht werden ihr Bestes geben und versuchen, dieses schier unentwirrbare Knäuel zwischen genial erfundenen und tatsächlichen Dichtern ein wenig zu entwirren.

JAN WAGNER, 1971 in Hamburg geboren, Autor, Herausgeber und Übersetzer (u.a. Charles Simic, Matthew Sweeney, Simon Armitage). 2001 erschien sein erster Gedichtband „Probebohrung im Himmel“. Es folgten zahlreiche weitere Gedicht- und Essaybände. Seine Gedichte wurden in über vierzig Sprachen übersetzt. Er ist Mitglied in der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, der Freien Akademie der Künste in Hamburg sowie des P.E.N.-Zentrums Deutschland. Neben vielen anderen Auszeichnungen wurde er mit dem Anna Seghers-Preis, dem Georg-Büchner-Preis sowie der Ehrendoktorwürde der Universität Bielefeld geehrt. Er schreibt außerdem Hörspiele und ist Herausgeber von Anthologien junger deutschsprachiger und europäischer Lyrik.

Foto: Ayse Yavas
Foto: Ayse Yavas

ULF STOLTERFOHT, 1963 in Stuttgart geboren, Studium der Germanistik und Allgemeinen Sprachwissenschaft in Bochum und Tübingen (nicht abgeschlossen). Seit 1994 lebt er als Schriftsteller und Übersetzer in Berlin. Gelegentliche lyrische Lehrtätigkeit an den Instituten in Leipzig, Wien, Biel und Kopenhagen. Poetikdozenturen an den Universitäten Hildesheim (2009), Utrecht (2013) und Heidelberg (2019). Ulf Stolterfoht ist Knappe der Lyrikknappschaft Schöneberg, Mitglied der Berliner und der Darmstädter Akademie, des Leyton Orient Fans‘ Trust, der Neigungsgruppe Wolgamot, Teil des Impro-Kollektivs DAS WEIBCHEN und betrieb von 2015 bis 2022  den kleinen Verlag BRUETERICH PRESS: „Schwierige Lyrik zu einem sehr hohen Preis – dann ist es BRUETERICH PRESS!“ Ulf Stolterfoht erhielt zahlreiche Preise, darunter den Christine-Lavant-Lyrikpreis 2001, den Anna-Seghers-Preis 2005, den Peter-Huchel-Preis 2008, den Heimrad-Bäcker-Preis 2011, den Preis der Literaturhäuser 2016 und aktuell den Ernst-Jandl-Preis für Lyrik 2025.

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